ChristophGellner:HermannHesseunddieSpiritualitätdesOstens.
Düsseldorf:Patmos2005,269 S. --- ISBN 3-491-72491-0
Düsseldorf:Patmos2005,269 S. --- ISBN 3-491-72491-0
GrundlagedieserArbeitistdie DissertationdesVerfassers,dieer1997veröffentlichte:Weisheit,KunstundLebenskunst.FernöstlicheReligionundPhilosophiebeiHermannHesseundBertoltBrecht.Wennmandarüberhinauserfährt,dassdieseArbeitvon Karl-Josef KuschelundHansKüngbetreut wurde, ahnt man bereits,dassdieseumfassendeNeubearbeitungweiterewichtigeGesichtspunkteeinbezieht. Diese beziehen Interpretationen östlicher Spiritualität ein, wie sie Hermann Hesse (1877-1962) in den Westen "transferiert" hat.
Christoph Gellner arbeitete 2000 bis 2015 im Institut für kirchliche Weiterbildung der theologischen Fakultät, Universität Luzern. Seit 2015 ist er Leiter des Theologisch-pastoralen Bildungsinstituts der deutschschweizerischen Bistümer (TBI) in Zürich. Der Autor gehörtzuWissenschaftlern,die ihreTheologie„kontextuell" verstehen. Sie denkenLiteratur, TheologieundPhilosophie als Grenzen überschreitend - durchaus in Richtung einer Ökumene der Religionen.
Vgl. z.B. sein Buch: Der Glaube der anderen. Christsein inmitten der Weltreligionen (2008)
Hesse, der Sohn eines „Heiden-Missionars“, gehört nicht nur zu den großen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts, sondern auch zu den Brückenbauern west-östlicher Spiritualität. Seine Erzählungen „Siddhartha"und „Morgenlandfahrt"sowie sein Romane„DerSteppenwolf",und„DasGlasperlenspiel"sindinden20erundinden60erJahrendes20.JahrhundertsregelrechteKultbüchergewesen.SiesignalisierendamiteinZeitgefühl,dasbesondersunterdemStichwort der „Krise“ auchfür dieUmbrücheim21.JahrhunderterheblicheBedeutunghabendürfte.
IneinemVortragmerkteGellneran:„WienichtzuletztseineBeziehungenzudenlebens-undkulturreformerischenSuchbewegungenaufdemMonteVeritábelegen,bewegtesichHesse…imStromeinerweitverbreitetenSuchenacheinerneuenEinheitvonRationalitätundMystik,welcheabendländischeAktivitätmitöstlicherSelbsterkenntnisunskontemplativerVersenkungverbindensollte“.
(TagungsprotokollederEv.AkademieIserlohnzueinerTagungmitdemThema„Von‚Siddharta’zum‚Steppenwolf’.FremdheitserfahrungundWeltethosbei HermannHesse“
imNovember2003,Iserlohn2004, S.109).
ManfühltsichfastanGoethesOrient-„Orientierung“erinnert,wennmanbedenkt,wieintensivundliterarischproduktiv ersich mitfernöstlicherWeisheitundReligionauseinandergesetzthat. AllerdingshatHesselebenslang andenThemenOrientsfestgehalten,mitbesonderemBlickaufIndienundChina.SorgfältiggehtGellnerdarumunterder Frage„AsienalsAlternative?“ denAnfängenHessesbiografischnach,umdannaufdessenLektürechinesischerKlassiker, aber auchauf diepsychischeBedrohungund EntwicklungHessesimBlickauf Zivilisations-ChaosundaufBefreiungsansätzevonTaoismusundPsychoanalysezukommen.DerWeggehtjedochweiterhinzumystischenGrunderfahrungenimRahmenseiner„Theanthropologie“(S.163ff).ImmerwiedergeratendabeiEthikundÄsthetikinSpannungzueinander, bis HessesspäteBegegnung mitdemZenheilsame„Reduktion“undgleichzeitigAufbruchbringt: „OffeneWeite–nichtsistheilig“ (S. 222).
„Sammle dichund kehreein,
Lerneschauen,lernelesen!
Sammle dich– undWeltwirdSchein.
Sammle dich– undWeltwirdWesen“(X,394 =S.224)
GellnernunlegtaufeinenzuweilenvernachlässigtenGesichtspunktseinbesonderesAugenmerk,deneramSchlussunterderÜberschrift„WestöstlicheVerflechtungen:AnstiftungzumDialog“(S.226ff)thematisiert.
Er macht damit aufeineveränderteSituationimBlickaufdieBegegnungderReligionenaufmerksam:
Er macht damit aufeineveränderteSituationimBlickaufdieBegegnungderReligionenaufmerksam:
„ImPluralismusheutigerWelterfahrungbedeutet religiösseinunausweichlichinterreligiössein.…MitderBejahung derPluralität derReligionenalsAusdruckvonGottesWillengegenüberderMenschheitwirdmandiezwischenihnenbestehendeninhaltlichenDifferenzenundeinanderwiderstreitendenWahrheitsansprüchegeradenichtvernachlässigenodergarvergleichgültigen.AuchwennsichHessedaranweitwenigerinteressiertzeigtealsanihren Religionen-und Kulturen übergreifendenVerflechtungen,wirdmansichvondenzukunftsweisendenImpulsenseinesökumenischenDenkensundSchreibensdennochinspirierenlassenkönnen“(S.237f).GeradeweilangesichtsdervielenauchreligiösmotiviertenKonflikteweltweitderinterreligiöseDialogpolitischeNotwendigkeitim 21.Jahrhundertgewordenist,hateinVordenkerwieHermannHesseumsomehrGewicht,alserdieBegegnungmitdemOstenalsempathischerMenschsucht,auchwennmancherihmallzuvielwestlicheRomantikunterstellenwollte.HermannHessehatvorgedachtundChristophGellnerwirdindiesemBuchnichtmüdedaraufzuverweisen,dassderGedankederKomplementaritätderReligionen(auchwennerdiesenAusdrucknichtgebraucht)einenAuswegausdenSackgassensichbefehdenderWahrheits-undAbsolutheitsansprüchebietet.BereicherungundErgänzungdurchdieErfahrungs-traditionendesOstens–wirstehenerstamAnfangdiesesVersöhnungstiftendenLernprozesses.
WeiterführendeLiteratur: https://www.hermann-hesse.de/literatur
Vgl. die Kurzrezensionen bei „Perlentaucher.de“: https://www.perlentaucher.de/autor/hermann-hesse.html
AufzweiTitelseijedochbesondersaufmerksamgemacht.Das eine BuchistsozusageneinHesse-Asien-Reader,derwichtigeSchwerpunktevon Hesses dialogischemBegegnungselementenwiedergibt:
VolkerMichels(Hg.):HermannHesse. BlicknachdemFernenOsten.
Erzählungen,Legenden,GedichteundBetrachtungen. -------------------------------- Frankfurt/M.:Suhrkamp2002,486S.
BesondersbeeindruckendistfernerdieDissertationdesChinesenZhuangYingChen(von1997),derdieHinwendungHesseszuröstlichenSpiritualitätmitöstlichenAugensiehtundzeigt,wieselbstMissionare(undSinologen)wieRichardWilhelmeinenDialogprozessbeidenNachkommendeninBewegungsetzenkönnen,umsovomimmateriellenReichtums Indiensund ChinaskulturübergreifendeImpulse zugewinnen:
ZhuanYingChen:AsiatischesGedankengutimWerkeHermannHesses.EuropäischeHochschulschriften, ReiheI:
Deutsche Sprache und Literatur,Bd. 1644.Bernu.a.: P. Lang 1997,192S.
Deutsche Sprache und Literatur,Bd. 1644.Bernu.a.: P. Lang 1997,192S.
Reinhard Kirste
Rz-Gellner-Hesse, 16.12.06, aktualisiert, 24.01.2017